laut.de-Kritik

Der begnadete Senegalese sprengt die Grenzen des Reggae.

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Wenn National Geographic jemanden als "Zukunft der Reggae-Musik" bezeichnet, will das schon etwas heißen. Dass es Meta Dia mit seinen beiden vergangenen Alben "Forward Music" und "Ancient Power" aber nicht gelungen ist, innerhalb der Reggae-Welt für Aufsehen zu sorgen, geschweige denn sich darüber hinaus in der Musiklandschaft einen Namen zu machen, wirft dementsprechend einige Fragen auf: Woran liegt es, dass ein offensichtlich begnadeter Musiker aus dem Senegal, der seine Songs nicht nur selbst schreibt, sondern auch produziert, und der zudem mit einer klaren Charakter-Stimme gesegnet ist, nicht die Aufmerksamkeit erfährt, die er eigentlich verdiente?

Die Gründe für diesen offensichtlichen Missstand sind wohl in der Reggae-Szene direkt zu suchen, die sich einerseits aufgrund von Authentizitätsansprüchen in ihren Vermarktungsmöglichkeiten selbst limitiert. Andererseits ergreift sie im Falle der aktuellen Renaissance von dancehallgeschwängerter Musik jeden noch so kurzen Strohhalm ohne die notwendige Qualitätssicherung und hofft, vom großen Kuchen des internationalen Musikgeschäfts etwas abzubekommen.

Die Wenigen, denen dennoch ein internationaler Durchbruch vergönnt ist, tragen entweder dank ihrer Familiengeschichte den richtigen Nachnamen – oder sie sind eben einfach tatsächlich musikalische Genies (in seltenen Fällen auch beides zusammen).

Meta Dia erfüllt bislang noch keine dieser zwei Bedingungen, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Doch mit der Veröffentlichung seines dritten Studioalbums "Hira" könnte sich dies ändern. Die LP, die der Senegalese gemeinsam mit seiner Band The Cornerstones aufgenommen hat, besticht nicht nur mit inhaltlichem Tiefgang, sondern auch mit einer musikalischen Vielfalt und Variabilität, die von Bossa Nova über Jazz, Pop, Rock und afrikanische Rhythmen reicht. Die Quintessenz, die Meta dabei herausarbeitet, ist Roots Reggae par excellence, so wie ihn einst schon Burning Spear, Toots Hibbert oder Peter Tosh machten.

Da wäre beispielsweise das titelgebende "Hira", unterlegt mit einer verträumten Klaviermelodie, eher schlicht gehalten, das von Metas spirituellem Background erzählt. Im islamischen Kontext Senegals aufgewachsen, befindet er sich fortan auf einer Reise, auf der es Grenzen zu überschreiten gilt, zwischen Liebe und Hass aber auch zwischen Kulturen und Religionen. Es ist eine Reise der Selbstfindung, die zur einzig wahren, alles umfassenden Liebe führt. Ob sie gelingt, liegt in der Verantwortung jedes einzelnen.

Meta Dia bietet in Gestalt seines Albums Unterstützung an. Ob es zum Nachdenken anregt ("Spirits Of Light", "Finding Oneself"), Handlungsvorschläge für den Alltag liefert ("Mind Your Business", "Join The People") oder nur Geschichten erzählt und dabei wunderschön anzuhören ist, ohne dabei den inhaltlichen Kontext aus den Augen zu verlieren ("The Fig And The Olive Tree", "Zion Stereo"): "Hira" hält für jedes Bedürfnis und für jede Stimmung etwas parat. Die stimmliche Wucht der Grammy-Gewinnerin Concha Buika ist auf "Do" und "Regardless" zu hören.

Vielleicht brauchte es genau diese LP, um Meta Dia endlich in die Beletage der Reggae-Szene zu hieven. Möglicherweise sogar noch mehr als das: Dann ist "Hira" nämlich ein Alltagsbegleiter und eine Inspiration für die eigene Selbstfindung. Die steuert aber, wie oben geschildert, jeder für sich selbst.

Trackliste

  1. 1. Hira
  2. 2. Addis State Of Mind
  3. 3. The Fig And The Olive Tree
  4. 4. Spirits Of Light
  5. 5. Do
  6. 6. Zion Stereo
  7. 7. Join The People
  8. 8. Mind Your Business
  9. 9. Bilal
  10. 10. Regardless
  11. 11. Mother Mada
  12. 12. Valley Of Roses
  13. 13. Kingdom
  14. 14. Finding Oneself

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