laut.de-Kritik
Floyd und Weltraum passen wie die Faust aufs Glibberauge.
Review von Yan VogelDie RPWL-Recken Yogi Lang und Kalle Wallner betreiben mit Gentle Art Of Music ein feines Label, auf dem auch Subsignal mittlerweile untergekommen sind. Diese lösten sich im vergangenen Jahr von ihrem Prog-Konzept-Korsett und veröffentlichten mit "La Muerta" ein bodenständiges Album mit reichlich AOR-Feeling. Auch RPWL werfen nach einigen immensen Live-Produktionen Ballast ab und kommen mit "Tales From Outer Space" mit dem ersten Studioalbum seit fünf Jahren um die Ecke, das in der Summe deutlich mehr Artrock auffährt als in der Vergangenheit.
Die überdeutlichen Pink Floyd-Anleihen mischt die Band nun obendrein mit Sci Fi-Sounds, die dem losen Grundgedanken des Albums entspringen, Geschichten aus den unendlichen Weiten des Alls zu erzählen. Floyd und Weltraum passen gerade in der Mega-Ballade "Light Of The World", in der Gitarrist Kalle Wallner schwerelos durch das All soliert und Captain Gilmour Konkurrenz macht, wie die Faust aufs Glibberauge.
Dem steht Sänger Yogi Lang, der auch für die Keys verantwortlich zeichnet, in nichts nach, orgelt sich einmal querbeet durch den analogen und digitalen Tastenpark und gibt direkt im Opener "A New World" mit einem verspielten Moog-Solo seine Visitenkarte als ausgewiesener Tastenexperte ab. Manfred Mann oder Steven Wilson-Keyboarder Adam Holzmann grüßen mit Respekt.
Die Band rundet diesen roten Faden mit einer Cover-Ästhetik ab, die an B-Movies und Comic-Strips aus dem Sci Fi-Sektor erinnert und aus der Feder des südamerikanischen Künstlers Juan Ochomba stammt. Dabei geht es nicht um kleine grüne Männchen, sondern um eine gehörige Portion Selbstreflexion. Die Außerirdischen staunten nicht schlecht, würden sie Bekanntschaft mit der destruktiven Gattung Homo Sapiens machen, dessen einzige Bestimmung der 'Struggle To Survive' zu sein scheint.
Neben den typischen wavig-gruseligen Synthie-Sounds spielt die Freisinger Prog-Schmiede mit neoklassischen Elementen wie dem flippig-dissonanten Streichquartett im augenzwinkernden "Not Our Place To Be", in dem die Aliens angesichts der Verwerfungen auf dem Planeten Erde schleunigst wieder Reißaus nehmen. Oder um es mit Langs Lyrics auszudrücken: "Thats the way they do it, thats their place to be, it seems we found the darkest place in our galaxy".
Und dann ist da noch dieser eine Song: "What I Really Need". Der läuft und läuft und läuft. Einer der seltenen glückseligen Momente puren fünfminütigen musikalischen Genius'. Auf einfache Art und Weise beleuchten die Lyrics unser Verhältnis zu dem Wahren bzw der Ware. Diese U2 meets AOR-Großtat versetzt jede Lebensformen mit funktionsfähigem Hörsinn in Schwingungen. Völlig losgelöst treibt der Hörer hier in seiner eigenen Blase, bis diese zerplatzt und einen die Konsum-Realität in ihrer Absurdität und kurzlebigen Bedürfnisbefriedung wieder einholt.
Kalle Wallner beweist durch die Bank, welch großartiger Gitarrist er ist. Am ohrenfälligsten gelingt das an zwei Stellen, und zwar an der an Markus Steffen angelehnten Solo-Einlage im Mittelteil von "Give Birth To The Sun" und dem fantastischen Blues/Djing-Spot in Morello-Manier am Ende von "Welcome To The Freak Show".
Keine Frage: diese Platte ist gravitätisch, bombastisch und intim zugleich, mit einem fantastischen Sound versehen und führt uns vor allem vor Augen, wie flüchtig das Dasein angesichts eines Blicks in die Sterne doch ist.
2 Kommentare
Super Album!
Schließe mich an - vielen Dank laut.de - ich kannte die Band bisher noch nicht.