laut.de-Kritik
Power Metal-Blaupause an der Grenze zum Schlager.
Review von Yan TemminghoffWer seinen Namen aus Stradivari und Stratocaster zusammensetzt, kann nur eine Mucke machen: Symphonic Metal. Für diese Spielart gelten die Finnen um die Jahrtausendwende als Hochgenuss und zeichneten aufgrund der Spielfreude des Triumvirates Jens Johansson, Timo Tolkki und Timo Kotipelto für zahlreiche Hymnen (remember "Hunting High And Low") verantwortlich.
Das Kapitel Tolkki ist seit 2008 Geschichte. Die Alben in der Folge gerieten solide, erschienen aber immerhin im Zwei-Jahrestakt. Seit "Eternal" von 2015 herrschte hingegen Eiszeit im Hause der Klassik-Metaller. "Survive" schickt sich nun an, das Feuer neu zu entfachen.
Und die Flamme lodert weiter, Stratovarius schreiten voran in ihrer gewohnten Machart. Kotipelto gibt in hochtrabender Heldentenor-Manier die ohrenfreundlichen Melodien zum Besten. Jens Johansson orgelt sich durch ein beeindruckendes Arsenal an Tasten-Tönen, und Gitarrist Kupiainen klingt wie eine Kreuzung aus Blackmore, Malmsteen und Petrucci.
Der Titeltrack kracht als knallhartes Statement ins Gebälk und könnte mit Blick auf das Riffing auch der Ideenkammer des leider verblichenen Children Of Bodom-Vordenkers Alexis Laiho entstiegen sein. "Worlds On Fire" folgt textlich der dualistischen Diktion aus Zerstörung und Auferstehung und hat eine schicke Hardrock-Hook in petto.
"We Are Not Alone" hält hingegen mit kitschigen Synthies nicht hinter Andrea's Berg. Somit ändern auch die metrischen Extravaganzen nichts daran, dass mit diesem Track die Grenze zum Schlager überschritten ist. Einen kleinen Bruch zum üblichen Dampframmen-Geschehen bildet die Ballade "Breakaway", die mit allerlei Orchestrierung das Prädikat sinfonisch erfüllt.
Den Sack zu bindet das elfminütige "Voice Of Thunder", das je nach Perspektive - hate it or leave it - als Blaupause und Heldenreise oder Schnapsidee und Kasperletheater angesehen werden kann. Hier fahren die Finnen alles auf, was geht und überzeugen insbesondere mit ihren progressiven Elementen. Was ihnen in Sachen Nachhaltigkeit einen Qualitäts-Vorteil gegenüber stumpfen Abkömmlingen wie Sabaton verschafft.
3 Kommentare
Kitsch-Overkill
"Deep Unknown" anno 2009 war echt gut, hab mir damals nach Hören des Songs das Album gekauft. Leider war schon das nicht mehr auf dem Level. Und alles danach...
Ich mag die Coverart...