laut.de-Kritik

Die Retter des Classic Rocks.

Review von

The Killers haben ihren Sound eine Spur vom "Battle Born"-Powerpop wegbewegt. Weniger zuckrig, kein einziges stilles Stück, keine Disco-Ausflüge mehr, wie "The Man" auf "Wonderful Wonderful" noch einer war. Die Amerikaner legen mehr Wert auf effektvolle Harmonien. Auf dem neuen Album wähnt man sich oft in den 80ern: Die Band bezieht sich, wie gehabt, auf Synthie-gestützten, kernigen Rock, aber fährt auch die Americana-Songwriter-Schiene. Die Westcoast-Combo kommt quasi wie ein neuer Mellencamp daher.

Die zehn Tracks fließen stringent und entspannt, wenden sich in etlichen Refrains aber ins Hymnische. So bricht mindestens jeder zweite Track aus der lockeren Gitarren-Pop-Grundstimmung aus. In solchen Momenten liefern The Killers dann perfekt die Musik für Western-Filme ab. Der Schmähbegriff 'Stadion-Rock', der ihnen gerne angeheftet wird, greift zu kurz.

Der Killers-Sound ist durch und durch amerikanisch. Gerade Dave Keunings Americana-Schlagseite wird in seiner Abwesenheit, der Gitarrist pausiert derzeit, zur dominierenden Klangfarbe. Foxygen-Mitglied Jonathan Rado und andere Gäste wie Adam Granduciel von The War On Drugs und Ex-Fleetwood Macs Lindsey Buckingham schließen diese Lücke allerdings, hört man etwa die unbändige Kraft, die "Caution" innewohnt.

Der sehnsuchtsvolle Gesang von "My God (feat. Weyes Blood)", dem Über-Hit der Platte, weckt sofort Euphorie. Ein Moment fürs Feuerzeug/Handy-Lichterketten-Ambiente. Warme Keyboard-Läufe in "Running Towards A Place" belohnen alle Nostalgiker. Wer Retro-Stimmung liebt, dürfte die ungestümen Songs feiern: Momente, die nach Peter Gabriel (Synthies in "When The Dreams Run Dry") oder U2 klingen: Deren "Stuck in a Moment You Can't Get Out Of" (2000) hallt auffällig in "Caution (ft. Lindsey Buckingham)" nach. Auch "Simple Minds und INXS scheinen nicht fern, wenn "Fire In Bone" ertönt. Der ebenfalls hittaugliche Titelsong lässt The Cars aufleben.

Insgesamt zeichnen sich The Killers als die Retter des straighten, schnörkellosen Classic Rocks aus. Ihre Neigung zum Post-Punk/New Wave scheint nur ein einziges Mal durch, in "Fire In Bone". Dessen funky-flirrige Grundstimmung trägt ebenfalls zur Eighties-Atmosphäre bei.

Die Idee des Rennens, des Feuers, der Implosion - im Opener auch der Rache der Natur am Menschen, der sie ausbeutet - deutet sich dabei als roter Faden in den Texten an. Die Inhalte drängen sich gleichwohl nicht auf, sondern funktionieren eher über Andeutungen und Metaphern. "Imploding The Mirage" glänzt nicht mit Innovation, dafür aber mit Hits und perfektem Handwerk. Ein süßes Feuerwerk an Melodien.

Trackliste

  1. 1. My Own Soul's Warning
  2. 2. Blowback
  3. 3. Dying Breed
  4. 4. Caution (ft. Lindsey Buckingham)
  5. 5. Lightning Fields (ft. K.D. Lang)
  6. 6. Fire In Bone
  7. 7. My God (ft. Weyes Blood)
  8. 8. Running Towards A Place
  9. 9. When The Dreams Run Dry
  10. 10. Imploding The Mirage

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LAUT.DE-PORTRÄT The Killers

Las Vegas, die glitzernde Show- und Spielerstadt hat interessanterweise noch keine relevanten Pop-Bands hervorgebracht. Bis The Killers auf den Plan treten.

4 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Hab es vorhin tatsächlich mal versucht. Trotz besserem Songwriting die selben hohlen, aufgeblasenen Gesten wie auf den letzten Platten, die mir das Hören dieser Band unerträglich machen. 2/5.

    • Vor 3 Jahren

      Ich bin ja Killers-Fan, aber auch das Album nach dem ersten Durchgang viel schlechter als die ersten drei, die B-Seiten und die beiden Brandon-Soloscheiben (Das sind Top 6). Und retten muss den Classic Rock nun keiner. The Night Flight Orchestra, Hällas, The Unity, HEAT, Horisont etcpp. Melodic Rock, Hardrock, Classic Rock lebt alles

    • Vor 3 Jahren

      Da stimme ich vollkommen zu. Aus irgendeinem Grund hängt die Band auf dieser 80er Rock/ Springsteen Schiene fest, seit drei Alben jetzt. Sam's Town war davon inspiriert, aber kein Song auf dem Album war reine Pastiche. Find das Neue jetzt auch nicht schlecht, ist vermutlich das beste der letzten drei Platten, aber irgendwie versteh ich nicht warum man sich so krass in eine Richtung festlegt, wenn die ersten drei Alben + Brandon's Solo stuff so unterschiedlich ausgefallen ist.

    • Vor 3 Jahren

      Eigentlich hätte die Band beim Schlager von "Day & Age" bleiben sollen. Wäre auf jeden Fall glaubwürdiger als das.

    • Vor 3 Jahren

      Ja und dennoch schwer verdaulich, dass dort dieselben Menschen am Werk sein sollen wie bei "Jenny was a friend of mine" & Co.

    • Vor 3 Jahren

      Classic Rock und the Killers sind völlig an mir vorbei gerauscht. Neulich dann aber "all these things that I´ve done" für mich entdeckt, denke ich muss mal das ganze "Hot Fuss" Album hören, scheinbar sind sich ja alle einige, dass the Killers zu dem Zeitpunkt noch tight af waren..

    • Vor 3 Jahren

      Hot Fuss ist echt nice. Schade, dass die Band so degeneriert ist.

    • Vor 3 Jahren

      Höre ich ganz anders. Battle Born war der absolute Tiefpunkt, mit Wonderful Wonderful wurde die Talsohle noch mal verlängert, nun sind sie da durch.

      Der Opener My Own Soul`s Warning ist mal sofort ein Killers Killer, Tanzbeinchen will hüpfen. Erinnert sofort an die gleiche Lebenslust, den z.b. This is Your Life von Day & Age versprühte. Sicher an die ersten drei Alben (Hott Fuss, Sam´s Town, Sawdust) kommt das Album nicht ran, das aber auch schon ein paar Jahre her, 13?

      Wäre ja Wahnsinn, die fantastischen Melodiebögen will ich nicht einfach so abtun, bei aller Pathetik die in vielen Songs drin stecken. Man kann das Hörgerät seiner Wahl jederzeit abstellen oder was anderes hören.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 3 Jahren

    Ich hatte "The Killers" bisher nicht auf dem Schirm. Dieses Album hat Springsteen-artiges Pathos (inkl. Glockenspiel), allerdings ohne auch nur den Bruchteil der Relevanz des "Boss" auch nur anzustreben.

    Der Rest klingt nach synthielastigem 80er-Pop, den man glücklich vergessen glaubte.

    [https://www.peter-hamburger.de/panorama/le…

  • Vor 2 Jahren

    Nach einem Jahr kann ich sagen dass das Album sehr gut ausgefallen sind. Seit Battle Born fallen die Alben sehr zahm aus auf den ersten Blick, aber schon bei Battle Born musste ich meine erste Meinung revidieren. Die Alben wachsen mit der Zeit. Brandon Flowers hat so ein verdammt gutes Gefühl für Melodien und seine Stimme wird mit den Jahren immer eindricksvoller. Oder besser gesagt er geht wesentlich komplexer ran an das Song Material. Sicher Hot Fuss und Sam's Town haben mehr Hit Potential aber seit seinen Solo Alben ist eine gewisse experimentierfreudigkeit präsent. Und die hört auch nicht auf bei seiner eigenen Stimme, alle Gastvokalisten bereichern die Songs und dringen in Sphären die Brandon Flowers nicht erreichen kann oder vlt möchte. ImGegensatz zu kommerziellen Popalben wo Cameos einen puren Marketing-technischen Wert haben um Crossover der Fanbases zu ebnen.

    Es ist natürlich schade das die Band sich zunehmend vom härteren Gitarrengeschaft entfernt aber man muß zugeben das die Songs an Komplexität gewinnen. Flowers und Konsorten geben sich nicht zufrieden mit simplen Strukturen und überraschen mit interessanten Einleitungen und Bridges.

    4/5 Sternen